Kanadareiseerfahrung von Familie Boeckh

14.05.-23.06.2024

Rundreise in Ost- und Westkanada

07.07.2024

Die vier Wochen mit dem Wohnmobil vergingen tatsächlich wie im Flug, und wir hätten an vielen Orten gerne noch mehr Zeit zugebracht. Fraserway war gewohnt zuverlässig. Wir wurden detailliert ins WoMo eingeführt und fanden alle "Einrichtungsgegenstände" vor wie beschrieben. Dass die Geschirrhandtücher absolut nicht trocknen konnten (Vollkunstfaser) und die vorgesehenen Kochlöffel keine Hitze vertrugen, usw. störte nicht weiter. Damit muss man rechnen und Abhilfe schaffen. Die wichtigen Schläuche zum Dumpen und anderes Equipment waren da, und das Leben im Camper hat sich schnell eingespielt. Man muss sich auch bewusst sein, dass man einen Backstein mit 8 Zylindern und 250 PS fährt, der extrem windanfällig ist – und durstig. Die ersten Kilometer in diesem Gefährt sind auf jeden Fall ein Abenteuer, auch wenn wir das kleinstmögliche hatten. Wir hatten leider nicht das beste Wetter; die Standheizung war essenziell. Gas kann man tatsächlich an vielen Stellen problemlos nachtanken.

Der KnowHow-Reiseführer ist wirklich gut.

Alle Visitor Centres, die wir wegen Kartenmaterial und lokaler Informationen aufgesucht haben, hatten sehr freundliches und hilfsbereites Personal. Wir haben manchmal daran gedacht, wie unfreundlich Touristenbüros in Deutschland arbeiten... Die dort erhältlichen lokalen/regionalen Flyer mit den kleineren und größeren Wanderungen – und die jeweiligen Ortspläne mit den Dumping-Stationen – sind unverzichtbar.

Die Campgrounds bieten eine große Bandbreite, darauf lässt man sich als WoMo-Fahrer automatisch ein. Am Buttle Lake im Strathcona Provincial Park gab es z.B. außer den Stellplätzen buchstäblich nichts (das Wasser war noch nicht angestellt), aber der Platz war voll belegt, und unsere (zum Glück noch von zu Hause aus vorgenommene) Reservierung hat reibungslos funktioniert, obwohl wir dort überhaupt keine offizielle Person gesehen haben. Full hookup-Plätze haben wir nur selten genutzt – nur, wenn es sich denn zufällig ergeben hat wie z.B. in Nelson. Überall ist das Personal freundlich, kompetent und hilfsbereit – ob es der Privatmensch ist, der Eigentümer des Platzes ist, oder ob es die Rangerin ist, die abends ihre Runde dreht, um zu kassieren und zu schauen, ob alles in Ordnung ist. Der Kanadier an sich ist Weltmeister im Feuer entfachen – auch und gerade bei Dauerregen. Auch riesige Campingplätze wie der Whistlers in Jasper funktionieren hervorragend.

Interessant fanden wir die Diskrepanz zwischen Überbehütung und Dysfunktionalität. An allen Ecken und Enden wird man auf Gefahren (durch Bären, steiles Gelände, ...) hingewiesen, viele Dinge sind verboten. An wirklich gefährlichen Punkten, an denen es in Europa definitiv Geländer gäbe, oder wo man einen Hinweis auf die Route o.ä. bräuchte, ist – nichts. Die Digitalisierung ist weit fortschrittlicher als bei uns – vorausgesetzt, es gibt überhaupt ein Funknetz –, aber viele Dinge sind nicht zu Ende gedacht und man braucht doch noch Papier oder Menschen, die alles noch einmal und noch einmal prüfen. Schafft Arbeitsplätze . Die Idee, dass man Transponder-Karten nicht nur im Hotel, sondern auch bei allen anderen Gelegenheiten mehrfach benutzen kann und sollte, irritiert sie. An vielen Stellen sind die Kanadier regelrecht desorganisiert (in Coffeeshops z.B.), obwohl sie doch so busy sind. Aber letztendlich funktioniert alles prima. Überraschend für Deutsche: viele Kanadier suchen und finden die Gelegenheit für ein ausführliches Schwätzchen mit den Touristen.

In Vancouver empfehlen wir die 30km lange Seaside bicycle route, mit der wir einen wunderschönen Tag verbracht haben, einen Ausflug mit dem Sea bus nach Lonsdale und die False creek ferries zur English bay mit dem historischen Hafen in der Abendstimmung. Die Inside-Passage war wie erhofft ein einmaliges Erlebnis, obwohl es in den ersten Stunden geregnet hat – wir hatten auch noch das Glück, dass das Schiff nur mäßig belegt war. Alle Board Walks sind für uns Highlights – ob im Ancient forest am Mount Robson, der Fish Creek Trail in Hyder oder die Rainforest Trails auf Vancouver Island. Vancouver Island ist ein Sehnsuchtsort. Dort könnte man auch gut vier Wochen unterwegs sein, ohne aufs Festland zu fahren ... In Jasper haben wir am Bahnhof den Canadian (Rocky Mountaineer) gesehen und einen Prospekt mit den schönen Reisemöglichkeiten in Fernzügen mitgenommen. Wir haben uns gefragt, warum wir nicht von Vancouver nach Toronto mit dem Zug gefahren sind statt zu fliegen. Das hatten wir irgendwie nicht auf dem Schirm...

Ach ja, wir haben viele Bären und anderes Wildlife gesehen. Mitten in Jasper hat ein Grizzly ganz vorschriftsmäßig den Zebrastreifen benutzt – und anschließend einen größeren Einsatz ausgelöst, weil er ins Wohngebiet verschwunden ist.

Ost-Kanada war das Kontrastprogramm zur mehr oder weniger wilden Natur im Westen. Wir hätten anders planen sollen: weniger Programmpunkte, dafür mindestens drei Nächte pro Ort, weil wir doch immer gerne auch noch eine Wanderung einschieben. Wir kamen schnell darauf, dem Navi zu sagen, dass es Autobahnen meiden soll. Schon war das Fahren (über Land) wieder entspannt. Niagara on the Lakes ist ein nettes Städtchen. So nah an den Fällen und doch ganz für sich. Das Zubringer-Nahverkehrssystem von dort zum Linien-Shuttle entlang des Niagaraparks ist übrigens auch dysfunktional. Die Niagara-Fälle sind etwas ganz Besonderes. Ein Erlebnis, auch durch die verschiedenen Möglichkeiten, sie zu erkunden. Überhaupt, die Wasserfälle. Die Kanadier machen ja um jeden einzelnen einen Hype. Oft kann man sagen, da haben wir in Europa gleichwertige, wenn nicht größere Fälle. Aber die Einbettung in die grandiose Landschaft macht jeden einzelnen zu etwas Besonderem. Und die Niagara-Fälle sind eben eine eigene Klasse. Für Huntsville und den Algonquin-Park hätten wir auf jeden Fall länger gebraucht – unendliche Möglichkeiten... (auch wenn das Huntsville Comfort Inn nicht das beste Hotel auf der Reise war). Unser Eindruck von Ottawa hat unter 33 Grad im Schatten mit einer absurd hohen Luftfeuchtigkeit gelitten. Die Stadt hätte sich uns wohl erst durch die Museen erschlossen, für die wir keine Zeit hatten. Die Stadtrundfahrt war komplett verzichtbar; der Parlamentshügel mehr oder weniger komplett eine Baustelle. Der Abend-Cruise auf dem Ottawa-River war sehr angenehm. Das Kingston-Highlight war der dreistündige Cruise um die 1000 islands. Toronto hat uns erschlagen – allein schon das Fahren auf den immer vollen Highways mit bis zu neun Spuren in jede Richtung. Hier waren wir auf jeden Fall zu kurz, um uns wohl zu fühlen. Die Ottawa Art Gallery war nicht das, was wir erwartet hatten.

Ihr Reisebüro hat gut vorgeplant. Vielen Dank dafür. Es ist üblich, dass die Reiseunterlagen relativ kurz vor Reisebeginn verschickt werden. Wenn man dann länger unterwegs ist und die Unterlagen erst unterwegs erhält, ist das nicht gut, weil man nicht überall auf ein funktionierendes WLAN zugreifen kann. In Hotels ja, out in the wild eher nicht. Dankenswerterweise haben Sie schnell reagiert, als wir mit der App und der FTI-Pleite Probleme hatten. (Alamo war übrigens der Meinung, wir könnten mitten in der Nacht Kontakt zu Ihnen aufnehmen ...).

Also: wenn wir tatsächlich noch einmal nach Kanada reisen sollten, werden wir uns gerne wieder an Sie wenden.

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